Seniorentour am 28.Mai mit Rangern vom Alpinium zur Alpe Schlappold

Am Busbahnhof Oberstdorf treffen sich 12 Wanderer und Wanderinnen frohen Mutes, um eine Wandertour kombiniert mit einer Exkursion zu erleben. Die beiden Ranger Alex und Sven vom Alpinium Bayern, die uns heute begleiten, werden unterwegs etwas zur Geologie der Region und den Aufgaben des Alpiniums erzählen. Wir sind gespannt und guter Dinge, dass wir am Ende der Tour schlauer sind als zu Beginn. Die Wetterprognosen sind zumindest bis mittags günstig, selbst die Sonne lugt aus der Wolkendecke hervor. Mit Bus und Söllereckbahn geht es zur Station Schönblick.

Vom Schönblick, am Berghaus am Söller vorbei geht es in den Wald und schon nach wenigen Metern der erste Halt. Statt rechts Richtung Sölleralpe gehen wir erstmal ein Stück links auf einem Holzsteg. Nicht nur am Steg, sondern an der feuchten Wiese und ihrer Pflanzenwelt neben dem Holzweg können wir bereits erkennen, dass es sich hier um ein Moorgebiet handeln muss. Die ersten Infos zu Entstehung und Bedeutung von Mooren, auch im Hinblick auf die CO2-Bindefähigkeit erweitern unseren geistigen Horizont. Die Schönheit typischer Moorpflanzen werden uns praktisch vor Augen geführt, und es erscheint zumindest mir unverständlich, warum der Mensch immer noch Moore trockenlegt. Und damit sehenden Auges deren Lebensraum, und darüber hinaus nicht nur langfristig, sondern auch kurzfristig seinen eigenen zerstört. „Wisst Ihr welche Wirkung ein Fußtritt im Moor verursacht?“ fragt einer der Ranger und gibt die Antwort gleich selbst. Ein einzelner Fußtritt kann die empfindliche, über Jahrtausende gewachsene Torfschicht lokal beschädigen und damit wichtige Funktionen des Moores – wie Wasserhaushalt, Lebensraum und Klimaschutz – stören oder sogar dauerhaft beeinträchtigen. Die Torfschicht eines Moores wächst übrigens lediglich 1 mm - 1 cm pro Jahr!  Eine Begegnung mit einem Mountainbiker stört unseren Exkurs, der nur an seinen Spaß zu denken scheint, und über die Holzplanken an uns vorbei will und muss, um weiter fahren zu können. In manchen Gesichtern ist leicht zu erkennen, dass es wenig bis keine Zustimmung für diese Ignoranz der Naturschönheit und -bedeutung gibt.

Wir gehen weiter und erfahren im Wald, dass wir uns geologisch in einer typischen Flysch-Landschaft befinden, was einige wussten, es ist aber sicher nochmal etwas anderes das aus berufenem Munde zu hören. Flysch-Gestein ist porös und kann problemlos mit den Fingern gebrochen werden, am Wegesrand ist zu erkennen, wie dadurch die Böschung immer etwas weiter ausbricht und schwer zu befestigen ist. An einer Steinwand die bewusst für den Wegebau gebrochen wurde, ist sehr gut zu erkennen wie sich im Lauf der Jahrmillionen die Schichten aufgebaut haben. Größere stabile Sandsteinblöcke wechseln sich ab mit porösem Flyschgestein.

Kurze Trinkpause an der Sölleralpe. Es fängt an zu regnen, noch verhalten, trotzdem werden schon mal Regenschirme, Regenjacken und Regenschutz für den Rucksack ausgepackt, geöffnet, angezogen. Lorenz wird später, als der Regen stärker wird, das Ganze trocken kommentieren mit den Worten „Ja, bei so einem Wetter regnet es gerne“ und hat die Lacher auf seiner Seite. Bevor wir auf dem Anderl Heckmair Gedächtnispfad, der sich mäanderartig nach oben zieht, weiter gehen, erhalten wir noch Infos zur besonderen geologischen Struktur der Allgäuer Alpen. Im Gänseschritt schön hintereinander bewegen wir uns vorwärts. Oben angekommen, diskutieren wir über die Landschaftsmaßnahmen, die hier erfolgt sind. Um dem Birkhuhn bessere Lebensbedingungen zu schaffen, wurden die Alpenrosenbüsche gemulcht. An dem Beispiel zeigt sich gut, dass es nicht immer leicht ist, den richtigen Mix zwischen Naturschutz und Bewirtschaftung zu finden.

Je höher wir kommen, desto mehr scheint der Regen sich einzupendeln und oben am Grat wo es dann runter Richtung Alpe Schlappold geht, kommt noch starker Wind dazu. Wir beschließen direkt weiter zu gehen, wechselnder Wind, gepaart mit peitschendem Regen spielt mit dem einen oder anderen Regenschirm ein Tänzchen, was mitunter zu hektischen Versuchen führt, den Schirm auch wieder als Schutz vor dem Regen benutzen zu können.

Ziel erreicht, wie freuen uns auf ein trockenes Plätzchen im Gastraum, aber auch auf Essen und Trinken. Zwei weitere Wanderinnen, die einen kürzeren Weg hoch sind, sind bereits da, der Holzofen brennt und ein wohlig warmes Gefühl macht sich trotz nasser Wanderkleidung breit.

Nach Speis und Trank haben Alex und Sven das Wort. Zur plastischen Darstellung ihrer Erläuterungen haben sie geologische Karten und verschiedene Gesteinsformen mitgebracht, die auch für ein bestimmtes Gebiet in den Allgäuer Alpen stehen (Flysch, Kalksandstein, Dolomit).

Wir lernen, dass sich der geologische Untergrund der Allgäuer Alpen aus mehreren Gesteinseinheiten zusammensetzt: Die markanten Kalkalpen bestehen aus Kalkstein und Dolomit, die während der Alpenbildung als mächtige Gesteinsdecken nach Norden geschoben wurden. Darunter liegt, tektonisch betrachtet, das Helvetikum mit marinen Kalk- und Mergelgesteinen. Nördlich der Kalkalpen findet sich das Flyschgebiet mit seinen sandigen und tonigen Ablagerungen, die durch Unterwasserlawinen entstanden sind. Noch weiter im Alpenvorland lagern sich die jüngeren Molassegesteine mit ihren charakteristischen Nagelfluhbänken ab, die durch die Erosion der Alpen in das Vorland transportiert wurden.

Am Ende ihrer Erläuterungen gehen die beiden noch auf die Aufgaben und Entstehung des Alpiniums ein. Es wird dabei klar, dass das Alpinium und der Naturpark Nagelfluhkette oft miteinander verwechselt werden, obwohl sie unterschiedliche Aufgaben, Strukturen und Zuständigkeiten haben.

Zum Ende ruft Franz uns dazu auf, für die Arbeit des Alpiniums überall wo wir die Gelegenheit haben, zu „werben“, damit sie als „staatliches Kompetenzzentrum für Naturschutz in den Alpen“ stärker wahrgenommen werden. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich über die Allgäuer Hochalpen, in Abgrenzung zu dem Tätigkeitsfeld des Naturpark Nagelfluhkette e.V.
Mehr zum Alpinium über   www.alpinium.bayern.de

Wir bedanken uns sehr bei Alex und Sven für die Wissensvermittlung und den Einblick in ihre Arbeit, aber auch bei Anna und Franz für Idee und Planung dieser besonderen Wandertour. Es geht strammen Schrittes von der Alpe Schlappold zur Fellhornstation und ins Tal. Jockl, der in der Bahn feststellt, dass er seinen Trekkingschirm oben hat hängen lassen, kann dank Annas schneller telefonischer Klärung, kurz nach dem wir angekommen sind, auch den Schirm in Empfang nehmen, der nur wenige Bahnen später ebenfalls unten ist.

So endet der Tag, wenn auch leicht durchnässt für alle erfüllt und glücklich, und im Bus wird noch mal so manche Erkenntnis und Anekdote besprochen, unter anderem auch die Erinnerung an die „schönsten“ Regentouren in den letzten Jahren. Am Busbahnhof nach der Verabschiedung geht es für alle nur darum, ein letztes Mal für heute im Regen unterwegs zu sein. In dem Wissen, dass uns die gute Laune dadurch nicht absaufen wird.

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