
Als Ersatz für die im Januar geplante 2-tägige Skitour von der Lindauer Hütte/Montafon, trifft sich eine kleine Gruppe um 7 Uhr am Parkplatz vom Bergheim „Moser“ im Wildental/Kleinwalsertal. Fast alle ziemlich angespannt: Würde ihr Können und ihr Mut für die Elferrinne reichen? Tourenleiter Christof kennt sie alle und weiß, da geht was. Jetzt geht`s los und nach 5 Minuten Fußmarsch können die Felle aufgezogen werden.
Rechterhand, an der Wiesalpe vorbei, ist der 1. Check Point mit der Erkundung des unteren Teils der späteren Abfahrt eines riesigen Nordhanges. Die Frage ist, wo es - wegen Schneemangel und Latschen - an den Tobeln und Felsabstürzen am Günstigsten vorbei geht. Alles ist noch vom Nebel verhüllt und nicht einsehbar. Die ambitionierten Skibergsteiger Martina, Christian, Ralf, Nele und Ole setzen ihre Tour fort. Der Weg führt an der Fluchtalpe (Talstation der Materialbahn der Fiderepasshütte) vorbei und weiter auf der steilen schon angelegten Aufstiegspur zur Hinteren Wildenalpe (1.777 m).

Die letzte Steilstufe zu dieser gehen wir – trotz der niedrigen Warnstufe 1 – in respektvollem Abstand und wegen des harten Untergrundes konzentriert an. Dort angelangt, kommt die Sonne hervor. Der Wetterbericht stimmt. Wegen auffrischendem und kühlem Wind ist die Trinkpause kurz. Wir lassen beim folgenden Anstieg eine längere flache Passage und einen steilen Hang hinter uns und biegen vom üblichen Weg zum Winterelfer links ab, der uns in eine Mulde führt. Jetzt muss noch der vor uns liegende Gipfelhang bei inzwischen warmen Temperaturen bezwungen werden, um in eine Scharte zwischen dem Winterelfer und dem richten Elferkopf zu gelangen. Bedrohliche Wechten linkerhand zwingen uns zu vielen Kehren. Nach mehr als 3-stündigem Aufstieg mit 1.200 hm ist es schließlich geschafft. Der Blick von oben bietet ein alpines Panorama – besonders Liechelkopf und Biberkopf.
Jeder wagt einen kurzen Blick in die Elferrinne, die im obersten Teil knapp 50° aufweist. Sie war die letzten Jahrzehnte meistens ganzjährig mit Schnee gefüllt. Der Pulverschnee weist angenehme Trittspuren auf. Oben ist die Rinne 2-3 Meter breit, weiter unten deutlich breiter und immerhin noch 40-45° steil. Am Beginn der Rinne und 25 m weiter unten sollten sich eigentlich 2 Haken befinden – keiner ist zu entdecken. Mit Steigeisen und Klettergurt anziehen, Eispickel herrichten, sowie dem Befestigen unserer Ski und Skistöcke am Rucksack war jeder beschäftigt. An einem 50m-Seil können die Teilnehmer mit einer Prusikschlinge, an einem T-Anker gesichert, rückwärts absteigen. Ganz großes Kino! Als alle runtergestapft sind, heißt es wieder umrüsten, um den Rest der langen Rinne hinunter zu schwingen. An dieser unten angelangt, folgt 90° rechts ein schattiger riesiger Hang nur für uns. Lediglich einige etwas verschneite alte Lawinenreste sind zu beachten. Die halbe Strecke wedeln wir johlend und freudestrahlend hinunter. O-Ton Christian: „Der geilste Pulverschneehang, den ich jemals gefahren bin!“. Champagne Powder – Rock ’n’ Roll. Jetzt entscheiden wir uns für eine Rinne im linken Teil der restlichen Abfahrt. Eine notwendige Querung in eine weitere Rinne erweist sich wegen wenig Schnee und Latschen als schwierig. Dort trotzdem schließlich angelangt, sind wir gezwungen, vorsichtig über herausragende Steine und Eisplatten zu steigen oder abzurutschen. „Steinski“ wären hier gefragt. Am Ende trennt uns nur noch ein Feld voller Lawinenreste vom Restaurant „Alpenblick“ im Höfle. Dort angekommen, ist die Anspannung längst dem Stolz gewichen, es geschafft zu haben. Es war ein kleines Abenteuer. Tatsächlich. Ein Traum wird wahr.
Christof Fischer