Die Tourenleiter Anna und Franz meinten es bei der letzten Wanderung in diesem Jahr sehr gut mit uns. So wurde erst um 08:30 Uhr vom Busbahnhof Oberstdorf gestartet und mit einmal Umsteigen kamen wir sehr bequem hinauf bis zum Gasthof Hörnlepass im Kleinwalsertal.
Dort erwartete uns bereits der Revierleiter des Jagdgebietes Rohrmoos Klaus Kirchmayr in Diensten des Fürsten Waldburg-Wolfegg. Nach einer kurzen Begrüßung machten sich insgesamt 22 Personen auf eine, wie sich herausstellen sollte, sehr informative Tour durch Wald und Wiesen.
Nach wenigen Schritten hatten wir die Grenze erreicht und waren damit wieder in Deutschland. Direkt an der Grenze steht eine Informationstafel des AV Projektes Skibergsteigen umweltfreundlich, die der Jäger Kirchmayr nutzte, um uns die dort verzeichneten Schutzzonen zu erklären. Gerade im Winter, wenn jegliches Wild seine Körperfunktionen heruntergefahren hat, ist jede Störung auch einzelner Personen für die Tiere purer Stress. Aber auch im Sommer sollte man stets auf den ausgewiesenen Wegen bleiben.
Dass dies gerade hinauf zum Hörnlepass (1283 m) so seine Tücken hat, merkten die Wanderer schnell. Aufsteigend über die Hochmoorwiese, unterstützt durch teilweise sehr glitschige und schon recht morsche Bretter, „kämpften“ wir uns nach oben. Zum Glück musste niemand nähere Bekanntschaft mit dem Matsch und Morast machen.
Laut Klaus Kirchmayr war vor Jahren schon einmal geplant, den Weg zu sanieren. Aber eine staatliche Förderung hätte es nur gegeben, wenn man den Weg auf eine Breite von zwei Metern ausgebaut hätte. Auch unter Wildschutzgesichtspunkten hat man sich dagegen entschieden. So regelt der urige Weg die Anzahl der Nutzer. Ständig feuchte Wege sprechen sich zum Glück schnell herum.
Kurz vor dem Hörnlepass konnte die Gruppe eine Gams erspähen. Oben angekommen, geht der Weg als gut befestigter Forstweg hinab in Richtung Rohrmoos weiter. Unterwegs erklärte uns Herr Kirchmayr, wie man bei dem Revierbesitzer Fürst Waldburg-Wolfegg die Waldverjüngung betreibt. So werden immer wieder nur einzelne Fichten entnommen, um den nachwachsenden Laubbäumen mehr Licht zu geben. Kahlschläge werden bewusst vermieden.
Vorbei an Rohrmoos erreichten wir die Alpe Schattwald, wo eine ausgiebige Rast sonnengeschützt willkommen war. Anschließend wanderte wir auf dem Rautweg (Betretungsverbot vom 01.12.–15.05.) weiter bis zum Wintergatter des Reviers. In munterem Gespräch zog sich die Gruppe weit auseinander. So konnte man nur ganz vorne bei Klaus Kirchmayr drei Stück Rotwild über den Weg springen sehen. Rasend schnell waren die Tiere wieder verschwunden, auf deren Weg hinab zum Bach, um zu Trinken. Es handelte sich um eine Hirschkuh mit ihrem Kalb und einen sogenannten Spießer, einen einjährigen Hirsch, der jetzt noch bei der Mutter weilt, aber bald selbstständig zurechtkommen muss.
Beim Wintergatter angekommen, erklärte uns der Revierleiter den Sinn und Zweck dieser Einrichtung. Er hat dort 200 Tage im Jahr seinen ständigen Arbeitsplatz. Täglich muss das Rotwild während des Winters gefüttert werden. Angelockt davon bleiben die Tiere im eingezäunten Gebiet und genießen die „Vollpension“. Somit werden Verbissschäden vermieden. Früher wanderte das Rotwild mit dem beginnenden Winter über weite Strecken bis in die Donauniederungen. Heute stellen die starke Besiedelung und die vielen Verkehrswege unüberwindliche Hindernisse für die Tiere dar.
Der Aufwand für die Fütterung ist enorm. Der Ertrag aus dem Holzverkauf und die Vermarkung des erlegten Wildbretts, können keinesfalls die Kosten decken. So muss die Allgemeinheit dankbar sein, dass es Grundeigentümer gibt, die nach wie vor ihren Besitz pflegen und bewirtschaften, was ein sehr teures Hobby ist und uns ermöglicht in einer intakten Natur zu wandern.
Anschließend machte sich die Gruppe allein auf den „sonnenverwöhnten“ Weg bis zur Bushaltestelle in Tiefenbach. Da dort der Bus nur einmal in der Stunde vorbeikommt, hatten wir schließlich gut 40 Minten Zeit, um über das Gelernte zu plaudern und anderes Jägerlatein zu hören.
Der Revierleiter Klaus Kirchmayr hat uns Vieles sehr nett nähergebracht und hofft, dass wir ein wenig als Multiplikator für andere Waldnutzer fungieren. Ihm gilt unser herzlicher Dank.
Ebenso loben wir unsere Tourenleiter Anna und Franz für ihre großartige Arbeit und freuen uns schon auf schöne Touren im nächsten Jahr. Vorschläge aus dem Teilnehmerkreis sind erwünscht.
Michael Wilisch